Jens Eisel – Hafenlichter

Franziska Mayer ist für ihren neuen Beitrag zu interessanten Büchern aus anderen Verlagen zur Ferienzeit nach Hamburg »gereist« – mit den Erzählungen »Hafenlichter« von Jens Eisel. Hier ihre Besprechung:


 

Jens Eisel – Hafenlichter

Inhalt

Jens Eisel, der am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig studierte, gibt dem Leser in seinen Kurzgeschichten einen kleinen Einblick in die Welt auf St. Pauli. Als Tor zur Welt ist Hamburg für viele das Ziel ihrer Träume und eine Möglichkeit neu anzufangen, für andere eine Heimat, die sie immer wieder zurückholt, aber auch eine Stadt, in der man scheitern kann. Egal ob junger Boxer oder alter Mechaniker, in der „Perle an der Elbe“ treffen unterschiedlichste Menschen aufeinander und erkennen, dass es nur einen Moment braucht, um ein ganzes Leben zu verändern.

Rezension

Hamburg – da denkt man erst einmal an Schiffe, Rockerbanden und leichtbekleidete Frauen. Dass die Stadt aber auch anders kann, zeigt Jens Eisel in seiner Kurzgeschichtensammlung »Hafenlichter«. Statt Drogen und Brutalität zeigt er uns Menschen, die vom Leben zwar ziemlich hart mitgenommen wurden, für die Hamburg aber immer noch ein Lichtblick ist und bessere Zeiten in Aussicht stellt.

Dabei sind es vor allem einsame Menschen, die in einer Stadt, die ihr Geld damit verdient, Liebe und Körperlichkeit vorzugaukeln, fast daran zerbrechen, dass sie allein sind. Der Autor zeigt aber auch die engen Bindungen, die sich entwickeln können, Halt und ein wenig Mut geben. Egal ob bester Freund, Hund oder auch ein Arbeitgeber, der einem eine Chance gibt.

»Das Letzte, was mir Henning tätowiert hatte, waren zwei Schwalben. Sie fliegen aufeinander zu und halten eine Banderole zwischen den Schnäbeln. Das Tattoo ist nicht fertig geworden, es fehlt noch die Farbe, und auch die Banderole ist unbeschriftet.«

Jens Eisel schafft es, Hamburgs Essenz in seiner Sprache einzufangen. Ein bisschen rau und kühl, ohne zuviel drum herum, ist es ihm trotzdem möglich, Tiefe und Herz in seine Geschichten und Figuren zu legen.

Dass der Leser dabei immer wieder auf Orte und Figuren trifft, die er schon aus anderen Erzählungen kennt – wie der Glühende Anker, eine urige Kneipe – zeigt, dass selbst Hamburg als Weltstadt immer noch ein Dorf ist. Da verwundert es auch nicht, dass in der letzten Geschichte wieder am Anfang eingesetzt wird. Es zeigt aber auch: In Hamburg kriegt jeder eine neue Chance.

Fazit

In seinem Kurzgeschichtenband »Hafenlichter« präsentiert Jens Eisel ein Hamburg, das nicht mit nackten Körpern prahlt, sondern leise Töne anschlägt. Seine Figuren sind oftmals Verlierer der Gesellschaft und suchen dort ihr Glück. In jeder Geschichte kann der Leser erleben, dass es oftmals nur einen Moment braucht, um das Leben zu verändern und der Mensch selbst entscheidet, in welche Richtung ihn diese Stadt treibt.

Jens Eisel: Hafenlichter. Stories.
München 2014. Hardcover, 142 S., 16,99 Euro (D)


Mehr von Franziska über Bücher, Filme und Fernsehserien gibt’s auf ihrem eigenen Blog.
Eine kleine Liste unserer Empfehlungen zu Büchern aus anderen Verlagen gibt es auf dieser Seite (rechts unten).

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