Ingvild H. Rishøi

 

 

Ingvild Hedemann Rishøi, geboren 1978 in Oslo.
Die norwegische Autorin wurde mit Erzählungen und Kinderbüchern bekannt.

Hotlist 2016

Ihre Winternovellen (norw. Vinternoveller) gewannen in Norwegen 2015 den Buchblogger-Preis, 2014 den Kritikerpreis für das beste norwegische Buch des Jahres und dazu den Brage-Preis für den besten Erzählungen-Band.

Die bei uns erschienene deutsche Ausgabe wurde von der Jury in die HOTLIST 2016 aufgenommen (die besten 10 Bücher von 158 unabhängigen Verlagen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz)

Auch für ihre Kinderbücher wurde Rishøi bereits mehrfach ausgezeichnet.

Die Sammlung WINTERNOVELLEN ist 2016 bei uns auf Deutsch erschienen.

Foto: Hans Fredrik Asbjørnsen


Rishøi Winternovellen

Ingvild H. Rishøi

Winternovellen

Aus dem Norwegischen von
Daniela Syczek

Hardcover. 192 Seiten. Leineneinband, farbiges Vorsatzpapier, Prägung, Lesebändchen
19,50 Euro (D), 20,00 Euro (A)
ISBN: 978-3-944122-15-1

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Bibliografie:

  • Vinternoveller. Erzählungen. Gyldendal Norsk Forlag, Oslo 2014
  • Pling i bollen – fine og ufine barnerim. Bilderbuch mit Illustrator Bendik Kaltenborn. Cappelen Damm, Oslo 2011
  • Historien om Fru Berg. Erzählungen. Gyldendal Norsk Forlag, Oslo 2011
  • Unbrakomonsteret – Ikea om natten. Bilderbuch mit Illustrator Inga Sætre. Cappelen Damm, Oslo 2007
  • La Stå. Erzählungen. Gyldendal Norsk Forlag, Oslo 2007

Preise & Auszeichnungen:

  • Buchblogger-Preis 2015 für Winternovellen
  • Kritikerpreis für Winternovellen für das beste norwegische Buch des Jahres 2014
  • Brage-Preis für Winternovellen in der Kategorie »Kurzgeschichten und Essays« 2014
  • Per-Olov-Enquist-Preis 2013 für junge europaweit bekannte Schriftsteller
  • Hunger-Preis (Sultprisen) 2012 für herausragende junge Autoren
  • Preis des Kulturministeriums für Kinder- und Jugendliteratur in der Kategorie »Bestes Bilderbuch« für Pling i bollen – fine og ufine barnerim 2011
  • Språklig samlings litteraturpris 2011

INTERVIEW mit Ingvild H. Rishøi: »Ich möchte die Bilder im Kopf der Leser steuern«.
Die Autorin spricht mit uns über ihre Liebe zu Kindern, zum Winter, über Schreibtechniken und Worst-Case-Szenarien – und ihr Sorgenkind, den Klimawandel.


Rede von Astrid Fosvold als Jury-Sprecherin beim Kritikerpreis 2014, gehalten am 5. März 2015

Im Laufe weniger Jahre hat sich die diesjährige Gewinnerin des Kritikerpreises in der Kategorie »Beste Erwachsenenliteratur« als eine der stärksten Autorinnen ihrer Generation etabliert. Die Autorin hat einen ungewöhnlich guten Sinn für menschliche Kommunikation, die Art wie Menschen von ihrer Umwelt abhängig sind – und einen außergewöhnlichen literarischen Stil. Jeder Satz in ihren Geschichten ist von der Ernsthaftigkeit, Präzision und Poesie des Alltags gekennzeichnet. Das macht ihr Schreiben äußerst real, äußerst modern. (...)

Vinternoveller ist ein wichtiges Buch, unter anderem, weil es uns einen Teil Norwegens zeigt, der oft im Schatten bleibt.
Armut und soziale Hilfsbedürftigkeit bedeutet in Norwegen nicht Slums und Hungertote. Zum Glück. Aber ist es möglich, dass die sozialen Probleme, die wir haben, unsichtbar geworden sind? Unsichtbar für den Großteil der Gesellschaft – den gutgeölten Erdöl-Staat Norwegen. Ingvild Rishøi macht die norwegische Armut und die soziale Not unserer Gesellschaft in ihren Geschichten sichtbar.
Vinternoveller besteht aus drei Kurzgeschichten. (...) Es ist kalt in diesen drei Geschichten, aber es gibt auch viel Wärme. Die Menschen in Vinternoveller bemühen sich. Sie wollen das Richtige tun und sie versuchen ihr Bestes, aber sie erleben, dass auch ihr Bestes nicht gut genug ist.

Die Bemühung der Menschen, das Richtige zu tun, und das Erkennen ihrer eigenen Mängel, sind vertraute literarische Themen, welche Rishøi mit Eleganz und Klugheit behandelt. Und zwar ganz außergewöhnlich, weil wir nie das Gefühl haben, der Erzähler oder Autor blicke auf die Charaktere hinab oder bemitleide sie. Ihre Notsituationen, Mängel, ihre Verwundbarkeit werden nicht als Warnung für andere gezeigt. Man hat nie das Gefühl, dass die Autorin vorgibt, mehr zu wissen und die Dinge besser zu verstehen als ihre Figuren. Die Darstellung der Charaktere ist sehr einfühlsam und aus einer gleichberechtigten Sicht. Der Leser ist eingeladen, die Charaktere aus Vinternoveller auf gleicher Ebene zu sehen, als unmittelbar anwesende Mitmenschen. (...)

Schon mit ihrem Debüt stach Rishøi durch ihre Nutzung alltäglicher Prosa heraus – die Art, wie wir im Alltag reden, während ihre Geschichten gleichzeitig durch clevere Kunstgriffe und literarische Präzision die Sachen offenlegen, über die man am schwersten reden kann. Mit wenigen Worten entfaltet Rishøi konkrete Situationen und zugleich all die Emotionen, die Menschen in sich tragen.

Die Verzweiflung in Vinternoveller wird mit einer sanften Stimme artikuliert, aber sie ist komplex und intensiv – wir treffen diese Menschen in Situationen, in denen ihnen die Dingen zu entgleiten drohen. In einer literarischen Landschaft, die dicht mit wohlhabenden Leuten aus der Mittelschicht bevölkert ist, ist es wichtig, dass es in Rishøis Geschichten um Menschen geht, die tatsächlich außerhalb der fantastischen Geschichte des norwegischen Reichtums stehen. (...)

In einer Zeit, in der anscheinend Skepsis und Misstrauen zwischen den Menschen zunehmen, in der die Unterschiede deutlicher werden, erinnern uns die Geschichten von Rishøi daran, was uns verbindet, was wir gemeinsam haben. Wir wollen das Richtige tun. Das ist nicht leicht. Manchmal ist es so schwer, dass wir scheitern. Und wenn es dazu kommt, können wir nur zu hoffen wagen, dass jemand für uns da ist, jemand, der helfen kann. Dass wir eine ausgestreckte Hand finden, ein offenes Herz, jemanden, der sieht.